Sinfoniekonzert Mai 2024

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Musikfreunde, liebe Freunde des Homburger Sinfonieorchesters,

immer wieder hatte ich in den vergangenen Jahren das Glück und die Freude, außerordentlich begabte und zudem hervorragend ausgebildete junge Musikerinnen und Musiker als Solisten verpflichten zu können. Am heutigen Abend freue ich mich auf die musikalische Zusammenarbeit mit der jungen Cellistin Lea Reutlinger, die aus der Region Trier stammt und zurzeit an der Hochschule für Musik und Tanz Köln bei Prof. Johannes Moser studiert. Auf dem Programm steht das Werk Schelomo des schweizerisch-amerikanischen Komponisten Ernest Bloch. Das musikalische Schaffen Blochs bringen wir immediat mit der jüdischen Kultur in Verbindung – auch meine persönliche Vorstellung von jüdischer Musik wurde stark durch die musikalische Sprache Blochs geprägt. Das Stück des heutigen Abends – Schelomo – wurde 1915/16 komponiert und ist Teil der ab 1912 entstandenen Werkgruppe, die Bloch mit dem Titel Jüdischer Zyklus versehen hat. Die Basis des Werks stellen Texte der hebräischen Bibel dar. Konkret greift Bloch auf eine Sammlung von Lebensregeln, die König Salomon zugeschrieben werden, zurück. Interessant ist, dass der Komponist ursprünglich ein Werk Solostimme und Orchester schreiben wollte. Doch im Dialog mit dem Cellisten Alexander Barjanski reifte der reizvolle Gedanke, die geplanten Gesangspartien einem Solocello anzuvertrauen. Das Cello verkörpert in Schelomo die Stimme Salomons, die sich – ohne Worte, aber dafür umso ausdrucksstärker – an das durch das Orchester repräsentierte Volk richtet.

Als Gegenstück zu diesem bewegenden Werk erklingt in der ersten Hälfte des Konzertabends Sergei Prokofievs Ouvertüre über hebräische Themen, die kurz nach der Uraufführung von Blochs Schelomo komponiert wurde. Auch Prokofiev hatte zunächst eine andere Besetzung im Sinn und komponierte zunächst ein Quintett für Streicher und Klarinette. Erst später entstand die heute Abend zu Gehör gebrachte Fassung des Stücks für großes Orchester, in der die Klarinette solistisch hervortritt.

Der programmatische Kreis, der sich in diesem Konzertprogramm um die spannende Zeit des Neoklassizismus spannt, wird in der zweiten Hälfte durch Sergei Prokofievs Romeo und Julia geschlossen. Am heutigen Abend hören Sie eine Auswahl von Werken aus den Ballettsuiten I und II, die Prokofiev bereits vor der Uraufführung seines Balletts veröffentlichte. Notwendig war diese Vorab-Veröffentlichung, da die sowjetischen Autoritäten das von der literarischen Vorlage abweichende alternative Happy End des Balletts nicht guthießen und die Uraufführung daher immer wieder hinauszögerten. Heute zählt Prokofievs Ballett zu den bedeutendsten Werken des Neoklassizismus, was sicherlich auch daran liegt, dass es mit Blick auf seine Eingängigkeit und Griffigkeit kaum zu überbieten ist.

Ich wünsche Ihnen einen spannenden musikalischen Abend!

Ihr Jonathan Kaell